
Bestimmte Antibiotika nur für den Menschen?
Das EU-Parlament wird im September darüber abstimmen, welche antibiotischen Wirkstoffe lebensbedrohlich erkrankten Menschen vorbehalten bleiben. Tierärzteverbände fürchten weitreichende Konsequenzen und Antibiotikaverbote für die Tiermedizin.
Denn bakterielle Infektionskrankheiten betreffen nicht nur Menschen, sondern auch unsere Tiere. Behandelt werden sie im Allgemeinen mit Antibiotika, die nachweislich die einzigen wirksamen Mittel dagegen darstellen. Eine Alternative gibt es bisher nicht. Durch die Ausbreitung von Resistenzen gegen Antibiotika in der Human- und Tiermedizin verlieren immer mehr Antibiotika ihre Wirksamkeit gegen Bakterien. Aus diesem Grund werden Antibiotika seit Jahren nach sorgfältiger Abwägung verordnet. Die Tiermedizin unterliegt bereits einer neuen strengen tierärztlichen Hausapotheken-Verordnung und Dokumentationspflicht, was den Einsatz deutlich reduziert. Die neue Verordnung beinhaltet weitere Einschränkungen, die eine Behandlung von Tieren mit bakteriellen Infektionskrankheiten teilweise unmöglich macht.
Sollte der Antrag im Parlament angenommen werden, könnte das laut dem Bundesverband praktizierender Tierärzte e.V. (bpt) bedeuten, dass die Tiermedizin mehr als die Hälfte der antibiotischen Produkte auf dem Markt verlieren würde – mit desaströsen Folgen für die Tiergesundheit. Antibiotika mit höchster Priorität (WHO) sind Polymyxine, Makrolide, Fluorquinolone sowie Cephalosporine der 3. und 4. Generation. Der bpt betont insbesondere, dass von einem generellen Verbot nicht nur Nutztiere betroffen wären, sondern auch Hunde, Katzen und Pferde. Viele Erkrankungen bei Tieren könnten nicht mehr angemessen behandelt werden. Dazu zählen z.B. lebensbedrohliche Lungenentzündungen bei Haustieren oder der oft tödlich verlaufende Husten bei Fohlen. Für Exoten, Reptilien, Kaninchen und Meerschweinchen gibt es bereits keine große Auswahl an Antibiotika mehr. Diese Tiergruppen hätten gar keine Antibiotika mehr zur Verfügung und wären den Leiden der Infektion einfach ausgeliefert.
Gegen ein weitreichendes Antibiotikaverbot: Unterschriftenkampagne und Online-Petition
Der bpt hat eine Kampagne gestartet, um bei Tierhaltern bis zum 8. September 2021 Unterschriften gegen ein weitreichendes Antibiotikaverbot zu sammeln. Parallel gibt es auch eine Online-Petition, auf Change.org, die auf die Kampagne des bpt Bezug nimmt, aber nicht vom Verband initiiert wurde.
Wir unterstützen die Unterschriftenkampagne für alle Spezies und möchten Tierhalter um ihre Teilnahme bitten! Daher sprechen Sie gerne unsere Tierärzte an, um auf der Liste des bpt zu unterschreiben oder nutzen Sie direkt den Link zur Online-Petition!
https://www.tieraerzteverband.de/bpt/aktuelles/meldungen/2021_08_09_kampagne-therapienotstand.php